Die Vorhersage im Netz sah groß aus und ich war auf dem Weg in den Norden der Insel. Dort angekommen war alles mit gelbem Polizeiband abgesperrt „do not cross line!“ Ich wunderte mich und fuhr weiter, bis die Straße schließlich einen weiten Bogen macht und um Waimea Bay herumschwingt. Ich sah für einen Bruchteils einer Sekunde das Meer – alles voller Weißwasser. Das kann nur heißen, das Waimea bricht. Mist dachte ich mir, das ist eine Nummer zu groß für mich und mit meiner kleinen Gun brauch ich auch gar nicht erst raus zu paddeln um mal von der Nähe einen Blick draufzuwerfen.
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Timing the Shorebreak at Waimea
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Ich machte meine paar Bildchen und zog wieder ab, zum zuschauen war ich wohl kaum aufgebrochen. Auf dem Highway bog ich nach Westen ab. Dinge wie „du kannst als Haole unmöglich die Westside surfen!“, „wenn das Auto aufgebrochen wird zahlst du aber alles!“ gingen mir durch den Kopf. Aber ich war on my way für eine gute Session und mir war alles egal, was jeder über die Westside zu sagen hatte ich wollte es selber sehen und schmecken. Auch wenn ich richtig einen auf die Nase bekomme, ich habe es wenigstens versucht.
Dort angekommen brach Makaha richtig gut. 10-15 foot Faces und nicht zu voll. Ich schlich mich förmlich aus meinem Auto ins Wasser und grüßte jeden mit dem freundlichsten Lächeln das ich auf Lager hatte. Die Atmosphäre war entspannt und jeder bekam seine Wellen...nicht wirklich mit dem Norden zu vergleichen, aber sehr spaßig. Ich hatte keine Probleme mit irgendjemanden und verhielt mich mit dem größtmöglichen Respekt. |
On the Way - Maliks Funeral
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Maliks Funeral
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Bis einige Sessions später Makaha mal wieder gut brach und eine paar heavy locals rauspaddelten. Ich wunderte mich noch, warum die Longboarder alle auf einmal verschwanden, konnte mir aber keinen Reim darauf bilden. Ein Set kam herein, ich reagierte ohne zu denken und versuchte mich bestmöglichst zu positionieren. Komischerweise paddelte niemand mit, alle saßen still auf ihren Brettern. Ich schaute mich um und sah 5 Augenpaare auf mich gerichtet, die aus harten und gezeichneten Gesichtern blickten. Ich hatte soeben fünf Jungs, ohne jeglichen Respekt, zum paddelrace herausgefordert. Dies war aber ihr Spot, ich war nicht nur Haole, sondern auch noch ein dummer Tourist obendrauf und in einer verdammt ungemütlichen Situation. Ich hörte sofort mit dem paddeln auf, setzte mich auf mein Brett und meinte laut: „ Oh damn, I’m sorry! Time to go in for me!“ Einer der Kameraden nickte leicht in meine Richtung, schnappte sich die Setwelle und war weg. Ich setzte meine Worte in Taten um und paddelte zum Strand ohne eine einzige Welle zu nehmen. Keiner folgte mir oder begrüßte mich mit einem Faustschlag unter der Dusche. Die Sache war noch einmal gut ausgegangen. Mein Adrenalin hatte ich heute definitiv abbekommen, wenn auch auf andere Art und Weise.
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Eukai Sandbar
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Mein Augenblick ist vorbei, ich starre wieder auf meine weiße Zimmerwand, draußen hat es 2 Grad und der Regen prasselt gegen mein gut isoliertes Fenster. Ein Traum geht gerade zu Ende und der nächste fängt unmittelbar danach an.
Folge deinem Herzen und deine Träume werden wahr. Marco (c) Text & photos by Marco Morawec hier gehts zur Marcos Mexico Story: Mit dem Bus durch Mexico |